UX (User Experience), die unverstandene Disziplin
In letzter Zeit ist mir verstärkt aufgefallen, dass die Wichtigkeit von UX zwar scheinbar verstanden worden zu sein scheint.
Aber das Wissen um den Erwerb des Know-How's von UX, scheint sehr häufig schlichtweg unbekannt zu sein.

Warum ich auf die Idee komme?
Ganz einfach, können sollen die gesuchten Mitarbeitenden den Bereich UX, gelernt haben sollen sie aber Wirtschaft oder Informatik.
Und dort ist UX (zur Erinnerung, was UX ist) kein Teil der Ausbildung.
Mangelhaftes Wissen um die UX Ausbildung/ Aneignung der Expertise UX
Lest nur diese zwei Beispiele, die das Dilemma wunderbar illustrieren:
Beispiel 1 (aus einer Anzeige einer medizinischen Einrichtung)
Aufgaben:
- ... Vermittlung von Fachwissen, Coaching in UX-Methoden, Förderung von Design Thinking und Webdesign.
- Realisierung der Produktvision für Web-Portale in enger Zusammenarbeit mit internen und externen Entwicklern sowie UX-Designern ...
Profil:
- ... Abgeschlossenes Hochschulstudium (ETH/Uni/FH) in Betriebswirtschaft, Informatik oder Wirtschaftsinformatik
- Mindestens drei Jahre Berufserfahrung in vergleichbarer Position, vorzugsweise als Product Owner oder Business Analyst
- Expertise in Software- und Webentwicklung (React, Node.JS, GraphQL, HTML, CSS, DevOps)
- Kenntnisse in Design Thinking, Research-, UX- und Prozessdesign-Methoden; Zertifizierung als Product Owner von Vorteil ...
Beispiel 2 (aus einer Real Estate Management Anzeige)
Aufgaben:
- ... Mittels regelmässigen Evaluationen beurteilst du die Benutzererfahrung unserer Software bzw. Applikationen und entwickelst Vorschläge zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit, Effizienz und Kundenzufriedenheit
- Du entwickelst praxisnahe IT-Schulungsprogramme für verschiedene IT-Anwendungen und -systeme, organisierst Schulungspläne (gemeinsam mit den Applikationsverantwortlichen) und bietest einzelne Schulungen selber an (IT-Basis-Kurse oder Office-Tools) ...
Profil:
- ... Du hast ein Studium im Bereich Informatik, IT-Management oder einer vergleichbaren Fachrichtung absolviert
- Du verfügst über Erfahrung in der Erstellung von Schulungsprogrammen und im IT-Bereich
- Zudem besitzt du fundierte Kenntnisse im Bereich User Experience und Usability ...
UX soll es sein, aber bitte nicht die Ausbildung
Oft lese ich, dass die idealen Kandidaten «ein Flair» für UX haben sollen. Aber um User Experience «richtig» gut zu machen, braucht es eben mehr Fleisch am Knochen. Wahrscheinlich wird lieber auf Kosten geschaut, denn auf die korrekte Erfahrung.
Good to know
Im übrigen ersetzt auch Design Thinking nicht profunde UX-Kenntnisse, denn beim Design Thinking handelt es sich lediglich um einen kreativen Innovations-Prozess und neuen Denkansatz, um Ideen zu entwickeln – und nicht um Design oder Konzepte, die auf den UX Prinzipien und Gesetzen fussen.
Und so wird UX scheinbar im Unternehmen «etabliert» und davon ausgegangen, dass der User im Mittelpunkt steht, weil man ja nun Jemanden eingestellt hat, der sich um UX kümmert (wenn es nur so einfach wäre) ... und hinterher wundert man sich, dass das alles nicht so recht klappt.
Daher gibt es auch so viele mittelmässige Shops mit mittelmässiger Experience, in denen sich die User auch nur mittelmässig gut fühlen.
Und befragt man sie dann, dann würden sie die Weiterempfehlung des Shops/ der App sicher auf eine solide «3» bei einer Umfrage bewerten – auch hier also nichts Halbes und nichts Ganzes.
Es lebe das gesunde Mittelmass. Schade, es ginge eben auch anders.